Dash Cam

Die Aufzeichnungen von Dash Cams können wichtige Anknüpfungspunkte zur Rekonstruktion und Analyse eines Unfallablaufs liefern.

  • Aber Achtung: Allein anhand der im Display angezeigten Werte ist dies zumeist nicht möglich, denn die angezeigten Geschwindigkeitsangaben können "nacheilen" und müssen daher nicht zeitgenau sein.

Dash Cams fertigen eine Videoaufnahme, wobei i.d.R. auch die Ortskoordinaten und ein Geschwindigkeitswert dokumentiert wird.

  • Diese im Display und in der Aufzeichnung angezeigte Geschwindigkeit basiert auf GPS-Daten, anhand derer die zurückgelegte Wegstrecke ermittelt und über die dafür erforderliche  Zeit denn die Geschwindigkeit errechnet wird (es handelt sich dabei also nicht um einen tatsächlich gemessenen Wert, wie bei der Tachoanzeige).
  • Bei stärkeren Beschleunigungsvorgängen und insbesondere bei starken oder gar vollen Abbremsungen  ist die Abtastrate der GPS‑Daten jedoch zu gering, als dass die gefahrene Geschwindigkeit im Display korrekt angezeigt werden könnte.
  • D.h.: Auch wenn ein Unfall von einer DashCam dokumentiert wurde, erlaubt allein die Displayanzeige in der Aufzeichnung der DashCam daher keine gesicherte Aussage zur aktuell gefahrenen Geschwindigkeit, bspw. zum Kollisionszeitpunkt, sie bedarf der sachverständigen Überprüfung.
  • Für gewöhnlich lässt sich die Kollisionsgeschwindigkeit vom Unfallanalytiker jedoch durch eine Einzelbildauswertung bestimmen.
Nachfolgend werden einige Beispiele aus der Praxis vogestellt, die die Möglichkeiten der DashCam-Auswertung ebenso zeigen, wie die damit verbundenen Besonderheiten.

Beispiel 1: Auffahrunfall auf der Autonbahn

Nachfolgend einige Einzelbilder aus der Aufzeichnung einer in einem Reisebus installierten Kamera.
Fazit:
  • Die Display-Anzeige der DashCam weist die gefahrene Geschwindigkeit zum Kollisionszeitpunkt mit 38 km/h aus.
  • Das Ergebnis der sachverständigen Einzelbildauswertung ergab: Tatsächlich belief sich die Geschwindigkeit beim Zusammenstoß jedoch auf (nur noch) rund 30 km/h.

 

Beispiel 2: Ausparkunfall in einer Tiefgarage

Hier war ein Pkw BMW  mit einer DashCam ausgestattet. Der BMW wurde in einer Tiefgarage etwas nach vorne gefahren und wieder abgebremst, dabei wurde er von einem Pkw Mini passiert, wobei der Mini streifend gegen die BMW-Front stieß.

Die nachfolgende Video-Sequenz war zu den Gerichtsakten gereicht worden und stand dem Sachverständigen daher für die Auswertung zur Verfügung.

Zu klären waren hier u.a. die Fragen

  • ob sich der BMW bei Kollision im Stillstand befand undf falls ja wie lange bereits und
  • wie schnell sich der Mini beim Erstkontakt fortbewegte.
Auch diese Aufzeichnung wurde in Einzelbilder zerlegt und diese dann ausgewertet. In die Rekonstruktion wurden auch die gegenüber geparkten Fahrzeuge miteinbezogen. Auf diese Weise konnten Wegstrecken definiert werden, die der Mini passierte, über die dafür benötigte Zeitdauer ließ sich dann auch die Geschwindigkeit des Mini feststellen.

 

 

Anhand der Einzelbildauswertung ließen sich rekonstruieren:

  • die Stillstanddauer des BMW vor dem Erstkontakt
  • die Geschwindigkeit des Pkw Mini beim Erstkontakt
  • sowie die Abbremsung des Mini.

Nachfolgend das Ergebnis auch in einer Filmsequenz, nachdem die Werte in ein Fahrsimulations-Programm übertragen wurden.





Beispiel 3: Rekonstruktion der zwischenzeitlichen Halteposition während eines Ausparkvorgangs

Nachfolgende Filmsequenz stammt aus der DashCam-Aufzeichnung aus einem Pkw, der rückwärts ausgeparkt, kurz angehalten und dann wieder vorwärts weiter bewegt wurde, ehe er endgültig stehen blieb.


Streitgegeständlich relevant war in diesem Fall u.a. die fahrbahnbezogene Position dieses Pkw, in der er kurzfristig in den Stillstand gelangte (denn in diesem Bereich kam es zum Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug).

Des Weiteren stand dem Sachverständigen nachfolgendes Bild zur Verfügung. Es zeigt den betreffenden Pkw in seiner Endstellung nach dem im Video gezeigten Fahrvorgang.

Anhand eines selbst erstellten Orthofotos zur Unfallörtlichkeit und der darauf identifizierbaren Pflasterung ließen sich die Radaufstandspunkte des Pkw -und damit auch seine Endstellung- gut rekonstruieren, siehe dazu die nachfolgende Bilderreihe. Das dritte Bild zeigt zudem die Aufnahme der DashCam in dieser Endstellung.

In diesem Einzelbild der DashCam-Aufzeichnung wurden einige markante Musterungen des Straßenpflasters gekennzeichnet und diese analog dazu dann auch in der Skizze zur Örtlichkeit eingezeichnet.
Als Ergebnis ergaben sich drei markierte "Felder", die in fester Relation zum Pkw angeordnet sind (und sich dann bei einer Positionsänderung mit dem Pkw praktisch "mitbewegen"), siehe die zweite untenstehende Abbildung.

Anschließend wurde das Bild der DashCam-Aufzeichnung herangezogen, welches beim zwischenzeitlichen, kurzen Stillstand des Pkw gefertigt wurde. Auch diesem Bild wurden dann die vorab markierten Felder rechnergestützt überlagert. 


 

Anschließend wurde das Fahrzeug mitsamt der damit verknüpften Markierungen in der Skizze zur Örtlichkeit so bewegt, dass die Lagen dieser markierten Felder in der Skizze mit der Lage in der DashCam-Aufzeichnung übereinstimmten.

 

  • -> Als Ergebnis ergibt sich die gesuchte fahrbahnbezogene Position des Pkw beim kurzfistigen Zwischenhalt (dargestellt in der letzten der nachfolgenden Abbildungen).
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