Fahrtschreiber im Lkw
Auswertung von digitalen Fahrtschreiberdaten
Zwischenzeitlich sind in Lkw und KOM überwiegend digitale Datenschreiber im Einsatz.
Stehen daraus die digitalen Dateien zur Verfügung, können diese mittels geeigneter Software ausgelesen werden.
Hierzu sind im Falle eines digitalen Fahrtschreibers die dazugehörigen Massenspeicherdaten (im Format: *:DDD) erforderlich. (Der Dateiname beginnt für gewöhnlich mit „M“ (M_*****.DDD), der Dateiname beinhaltet zudem normalerweise das Kennzeichen und die VIN.).
Aus unfallanalytischer Sicht ist vor allem auch die Datei mit den 4Hz-Aufzeichungen hilfreich, ihr Dateiname sollte mit „S“ anstatt mit „M“ beginnen und daher lauten S_****.DDD.
Bei der unfallanalytischen Gutachtenerstellung ist u.a. zu beachten:
- Die in den Auswertungen ausgewiesenen Wegstrecken und Geschwindigkeiten sind jeweils Toleranzen unterworfen.
- Allein aus der Datenaufzeichnung lassen sich keine exakten Verzögerungen des Lkw ableiten, da diese nicht direkt durch einen Beschleunigungssensor erfasst, sondern rein rechnerisch aus dem zurückgelegten Weg während einer bestimmten Zeitdauer, die beide mit entsprechenden Toleranzen versehen sind, ermittelt werden.
Dem Sachverständigen stehen in den gängigen Rekonstruktionsprogrammen inzwischen auch Module zur Verfügung, anhand derer er die Daten selbst auslesen und sie dann bspw. direkt bei den bewegungsanalytischen Betrachtungen mitberücksichtigen kann.
Nachfolgend das Beispiel zu den Daten aus einem Lkw, der von einem Feldweg aus in die Fahrbahn einfuhr, diese rund 30 s befuhr und dann nach links in eine Zufahrt abbog, wo es dann zu einem Unfall mit einem überholenden Pkw kam.
Die Grafik zeigt den vom Sachverständigen ausgelesenen Geschwindigkeitsverlauf über der Zeit, darunter sind die jeweiligen fahrbahnbezogenen Positionen des Lkw an der Örtlichkeit skizziert.
Ebenso lässt sich in dem Programm dieser Fahrvorgang des Lkw in bewegten Bildern als Videosequenz darstellen, siehe hier.
Auswertung von analogen Fahrtschreibern
Diagrammscheiben sind noch immer –wenn auch mit rückläufiger Häufigkeit‑ regelmäßig Gegenstand von unfallanalytischen Untersuchungen.
Mittels der Auswertung der Original-Diagrammscheibe lassen sich ebenfalls Aussagen zur gefahrenen Geschwindigkeit eines Lkw vor dem Unfall treffen, die seit dem letzten Stillstand zurückgelegte Wegstrecke feststellen etc.. (Die Auswertungen von Kopien zu den Diagrammscheiben liefern nur selten belastbare Ergebnisse.)
Zu beachten ist auch hier:
- Die ausgewiesenen Wegstrecken und Geschwindigkeiten sind Toleranzen unterworfen.
- Auch aus der Diagrammscheibenaufzeichnung lassen sich keine exakten Verzögerungen des Lkw ableiten, da diese nicht direkt durch einen Beschleunigungssensor erfasst werden, sondern rechnerisch aus dem zurückgelegten Weg über der Zeit ermittelt werden.
Lt. Vortrag habe sich der Unfall „um ca. 12:00 Uhr“ ereignet, nachfolgend der interessierende Ausschnitt aus der Diagrammscheibe im Detail, der den Fahrvorgang des beteiligten Lkw dokumentiert.
Daraus wird ersichtlich:
- Der Lkw hatte sich bis um etwa 12:05 Uhr über eine Zeitdauer von mehr als 10 min hinweg mit mehr als 80 km/h fortbewegt, erst danach wurde der Lkw fast bis bzw. ganz in den Stillstand abgebremst.
- Anschließend wurde der Lkw mehrfach beschleunigt, mindestens 3‑mal auf bis zu etwa 15 km/h.
- Gegen 12:09 Uhr wurde der Lkw dann wieder auf größere Geschwindigkeiten beschleunigt (kurzfristig auf rund 60 km/h), ehe gegen 12:13 Uhr ein Geschwindigkeitsabfall auf 0 km/h registriert wurde.